Newsletter Netzwerk Wissenschaftsmanagement! e. V. - 02 | 2017

 

Editorial

Liebe Wissenschaftsmanagerinnen und Wissenschaftsmanager,

auch unser Berufsstand hat sich für das jüngste Förderprogramm von Bund und Ländern engagiert: das Programm Innovative Hochschule. Die Nachfrage war enorm. 118 Anträge gingen beim BMBF ein, 48 Hochschulen in 19 Einzel- und 10 Verbundvorhaben zählen zu den Gewinnern. Unter den Juroren saß auch Carsten Feller, Abteilungsleiter im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und Gründungsmitglied des Netzwerks Wissenschaftsmanagement. Ein zentrales Ziel des Förderprogramms ist es, die strategische Rolle der Hochschulen im regionalen Innovationssystem zu stärken. Wie strategiefähig aber sind die deutschen Hochschulen? Darüber hat sich Achim Wiesner Gedanken gemacht und für diesen Newsletter einen Kommentar geschrieben.

Die Umsetzung von Strategien soll sich an Indikatoren messen lassen, Indikatoren müssen auf Daten zurückgreifen. Da lauert die Gefahr, sich von Daten treiben zu lassen. Die diesjährige Jahrestagung des Netzwerks Wissenschaftsmanagement am 29. und 30. November im Wissenschaftszentrum Bonn macht das zum Thema und fragt: Getrieben von Daten? Erfolgsmessung vom Indikator bis zum Storytelling. Unser Befund: Die qualitativen Bewertungen für den Vergleich von akademischen Leistungen treten immer mehr in den Hintergrund - quantitative Messmethoden mit komplexitätsreduzierenden Indikatoren und Kennzahlen gewinnen an Gewicht. Was aber bedeutet das für die Steuerung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen? Darüber möchten wir mit Ihnen gern auf dem Branchentreffen des Wissenschaftsmanagements diskutieren.

Das Netzwerk Wissenschaftsmanagement wächst weiter, dafür stehen rund 30 neue Mitglieder, die seit dem letzten Newsletter im April dazugekommen sind. Besonders begrüßen darf ich das Forschungszentrum Jülich als neues institutionelles Mitglied, mit dem wir über die Regionalgruppe Rheinland ganz konkrete Pläne geschmiedet haben.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht –
der Vorstand

 

Aus dem Netzwerk

Britische Wissenschaftsmanager auf Deutschlandtour mit dem Netzwerk Wissenschaftsmanagement

Eine Delegation der britischen Association of University Administrators (AUA) besuchte Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland und der Schweiz. Die AUA-Delegation informierte sich während einer einwöchigen Study Tour über das deutsche und Schweizer Wissenschaftssystem. Die zehn Wissenschaftsmanager, die Russell-Group-Universitäten und kleinere Einrichtungen vertraten, besuchten Wissenschaftseinrichtungen in Zürich, Bern, Basel, München, Jena und Berlin. Sie sprachen hier über Forschungsdaten in strategischen Planungsprozessen, Angebote von Graduiertenakademien, Betreuung von Studierenden – und natürlich über den Brexit.

Der Arbeitskreis Internationales organisierte Termine in Berlin, Basel und Jena. BMBF und HRK stellten gemeinsam das deutsche Wissenschaftssystems vor; das DZHW informierte über den Kerndatensatz Forschung; die Leibniz-Gemeinschaft präsentierte ihre WissenschaftsCampi; die Graduiertenakademie Jena berichtete aus zehnjähriger Erfahrung. Ein Höhepunkt war das gemeinsame Abendessen mit dem Netzwerk Wissenschaftsmanagement, das die Berliner Regionalgruppe organisierte. Der Abend drehte sich um den Brexit, bei dem nicht nur britische Universitäten zu verlieren drohen, sondern alle europäischen Wissenschaftseinrichtungen.

Der Arbeitskreis Internationales plant eine mehrtägige Study Tour nach Großbritannien. Interessenten sind herzlich eingeladen, sich einzubringen. (Kontakt: matthias.braun@uni-jena.de)

Intuition als Führungskompetenz

Kamingespräch der Regionalgruppe Nord bei der ZEIT-Stiftung mit Prof. Dr. Gabriele Löschper, Dekanin der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg am 27. Juni 2017.

Die Frage, die über dem Gespräch lag, war schon etwas provozierend: „Lässt sich eine Fakultät leiten?“ Klar, musste eine erste Antwort lauten, Frau Prof. Löschper beweist das seit Jahren und jeden Tag aufs Neue, dass sich auch eine so große Fakultät wie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Hamburg mit ihren rund 7000 Studierenden und etwa 70 Professorinnen und Professoren selbstverständlich leiten lässt. Aber die Frage ging tiefer und die Antworten wurden im Laufe des Abends auch differenzierter. Denn genauer musste es heißen: „Wie lässt sich eine Fakultät leiten?“ oder „Braucht es eine hauptamtliche Dekanin für diese Aufgabe?“ und auch: „Wie viel Wissenschaftsmanagement ist dafür nötig und wünschenswert?“

Prof. Dr. Gabriele Löschper gab auf diese und andere Fragen vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Biografie interessante und persönliche Antworten. Die promovierte Sozialpsychologin und Kriminologin wurde 2002 erste hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hamburg. Sie war Wissenschaftlerin, Hochschulrätin und Vizepräsidentin, 2009 übergangsweise sogar Präsidentin, seit 2010 ist sie hauptamtliche Dekanin der WiSo-Fakultät. In dieser Funktion baut sie stark auf Erfahrungswissen. „Ich arbeite sehr intuitiv“, sagte sie, „Intuition als gesammeltes und schnell abrufbares Wissen um Handlungsoptionen ist vielleicht eines der Geheimnisse von Führung.“ Für die Mitglieder des Netzwerks Wissenschaftsmanagements gab es einen hoffnungsvollen Hinweis: „Wissenschaftsmanagement kann man trainieren.“

Was braucht es nun, um eine Fakultät zu leiten? „Gute Nerven, eine klare Linie und eine klare Rolle. Man muss verlässlich und authentisch sein, Widerstände aushalten können, Entscheidungen transparent machen, reden, zuhören und, wenn es nötig ist, auch mal auf den Tisch hauen.“ Zudem sei es wichtig, über Verwaltung hinaus zu denken und ein Gefühl für politische Kontexte zu entwickeln. Und schließlich dürfe man keine Angst vor Entscheidungen haben, so Prof. Löschper: „Nicht zu entscheiden ist für mich der Horror.“

Erfahrungsschatz Wissenschaftsmanagement

Expertengespräch der Regionalgruppe Nordwest mit Prof. Dr. Esther Ruigendijk, Vizepräsidentin für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Internationales der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg am 29. März 2017

Die Regionalgruppe Nordwest traf sich Ende März mit Prof. Dr. Esther Ruigendijk, Vizepräsidentin für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Internationales der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zu einem Expertengespräch. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Themen Kooperation, bspw. im Bereich von Fortbildungsangeboten für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zwischen Universitäten und Hochschulen, sowie Kommunikation, bspw. in der Rolle eines Präsidiumsmitglieds in moderierender oder gestaltender Funktion. Mit Blick auf die Frage nach Wegen ins Wissenschaftsmanagement waren sich die Teilnehmenden einig, dass wegen der zunehmenden Konkurrenz neben einer einschlägigen theoretischen Qualifikation (z. B. MBA-Studium) auch Erfahrungen im Wissenschaftsmanagement Einstellungsvoraussetzung bei attraktiven Stellenangeboten sind. Diese können auch im Rahmen einer Projekttätigkeit erworben werden.

Hinter den Kulissen einer Musikhochschule

Die Regionalgruppe Rheinland besuchte am 19. April 2017 die Hochschule für Musik und Tanz Köln

Bei einem Rundgang durch die Hochschule wurden den Teilnehmenden die Besonderheiten der Musikhochschule mit der Ausrichtung auf die Entwicklung von hochprofessionellen Künstlerpersönlichkeiten nahe gebracht. Sie hatten Gelegenheit, dem Einzel- und Gruppenunterricht zuzuhören und den Studierenden in den Übungsräumen zu lauschen. Anschließend standen die Kanzlerin und drei Mitarbeiterinnen der Verwaltung bereit, die vielen Fragen der Wissenschaftsmanagerinnen und -manager zu beantworten. Dabei ging es um den Umgang der Hochschule mit den befristeten Geldern aus dem Hochschulpakt, Anforderungen an das Campusmanagement oder die Studierendenberatung. Der Site Visit klang mit einem Besuch im nahe gelegenen Brauhaus aus, bei dem sich die Mitglieder weiter mit den Mitarbeiterinnen der Hochschulverwaltung vernetzten.

Gesellschaftliche Verantwortung leben

Hausbesuch der Regionalgruppe Nord an der HafenCity Universität (HCU) am 15. Juni 2017

Die Regionalgruppe folgte am 15. Juni 2017 der Einladung zu einem Hausbesuch an die HafenCity Universität (HCU). Vizepräsidentin Prof. Dr. Gesa Ziemer erläuterte der Gruppe das Projekt „Finding Places“. Im Diskurs mit Bürgerinnen und Bürgern identifizierte die HCU von Mai bis Juli 2016 zahlreiche neue Orte für Flüchtlingsunterkünfte in Hamburg. Nach Ihrer Einschätzung habe die Universität in dieser Phase darüber hinaus eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Politik und Gesellschaft spielen können. Die Gruppe war von den zahlreichen neuen Forschungsvorhaben, die aus den Erfahrungen in diesem Projekt hervorgegangen sind, beeindruckt. Anschließend gab der Leiter des Referats Kommunikation der Regionalgruppe eine Campusführung.

Zu Gast im Roten Rathaus

Regionalgruppe Berlin-Brandenburg im Gespräch mit dem Berliner Wissenschaftssenator

Ende Mai war die Regionalgruppe Berlin-Brandenburg zu Gast im Roten Rathaus, beim Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach. Mit 25 Netzwerkmitgliedern diskutierte der Staatssekretär unterschiedliche Themen wie die Rolle von Wissenschaftsmanagerinnen und Wissenschaftsmanagern, die Auswirkungen der Bundeswissenschaftspolitik auf die Stadt und auch Fragen der Sichtbarkeit des Wissenschaftsstandorts. Nach einem ersten Kennenlernen mit vielen Themen ist nun die Grundlage gelegt für thematisch fokussierte Folgegespräche.

Leibniz in Hamburg

Hausbesuch der Regionalgruppe Nord am Heinrich-Pette-Institut am 6. April 2017

Am 6. April 2017 nahm die Regionalgruppe einen Hausbesuch am Heinrich-Pette-Institut, dem Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI), wahr. Dort wurde nicht nur das gastgebende Institut vorgestellt, sondern Einblick auch in zwei weitere Hamburger Leibniz-Institute gewährt: das Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin (BNITM) und das German Institute of Global and Area Studies (GIGA).

Forschungszentrum Jülich wird institutionelles Mitglied

Das Forschungszentrum Jülich und das Netzwerk Wissenschaftsmanagement haben im Mai ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Ziel des Memorandums ist es, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Einrichtungen vor allem in den Bereichen Career Development und Netzwerkbildung zu intensivieren. Konkret soll die Zusammenarbeit durch Veranstaltungen zum Aufgabenspektrum im Wissenschaftsmanagement und zum Kompetenzprofil von Wissenschaftsmanagerinnen und Wissenschaftsmanagern sowie im Hospitations- und Mentoringprogramm intensiviert werden. Dabei bietet das Netzwerk Wissenschaftsmanagement für das Forschungszentrum Jülich über die Regionalgruppe Rheinland einen direkten Anlaufpunkt vor Ort.

Studiengangentwicklung – Impulse aufgreifen, Handlungsspielräume nutzen und Perspektiven schaffen

Der Arbeitskreis Studium und Lehre veranstaltet am 21./22. September 2017 einen Study Visit an der Bauhaus-Universität Weimar.

Im Rahmen des diesjährigen Study Visits sollen aktuelle Fragen und Herausforderungen der Studiengangentwicklung diskutiert werden, die v.a. das Studiengangmanagement betreffen, und diese am Beispiel von interdisziplinären und internationalen Studiengängen reflektieren.

Im Mittelpunkt stehen dabei u.a. folgende Schwerpunkte:

  • Wie gestalten wir Verantwortlichkeiten und effektive Entscheidungswege?

  • Welche Anforderungen ergeben sich mit Blick auf die Tätigkeitsprofile und die strukturelle Verankerung von Personal?

  • Wie gehen wir mit Kapazitätsfragen um?

  • Welche besonderen Anforderungen gibt es bei internationalen/interdisziplinären Studiengängen an das Studiengangmanagement?

  • Welche Erfahrungen machen wir mit internationalen/interdisziplinären Lehr- und Prüfungsformaten?

Die Veranstaltung ist offen für Mitglieder und Nicht-Mitglieder des Netzwerks Wissenschaftsmanagement. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um frühzeitige Anmeldung, spätestens bis zum 31. Juli 2017 per E-Mail an info@netzwerk-wissenschaftsmanagement.de.

Termin: Donnerstag, 21. September (Beginn: 13:00 Uhr) bis Freitag, 22. September (Ende: 13:00 Uhr)

Kosten: 45 Euro für Mitglieder des Netzwerks Wissenschaftsmanagement; 70 Euro für Nicht-Mitglieder.

Weitere Informationen: Study Visit Bauhaus-Universität Weimar.

 

Aus der Szene

21. Sozialerhebung des DSW zeigt Herausforderungen für Hochschulen

Der Anteil der erwerbstätigen Studierenden ist seit 2012 um sechs Prozentpunkte auf 68 Prozent gestiegen, gleichzeitig sank der Zeitaufwand für das Studium. Dies zeigt der vom BMBF veröffentlichte Bericht zur 21. Sozialerhebung des DSW. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka sieht die Hochschulen angesichts vielfältiger Studierendenschaft und unterschiedlicher Bedürfnisse im Studium „vor der großen Aufgabe, ihre Studienformen noch flexibler zu gestalten“. DSW-Präsident Dieter Timmermann wies darauf hin, dass 28 Prozent der Studierenden mit bis zu 700 Euro auskommen müssen, die Lebenshaltungskosten in vielen Hochschulstädten lägen deutlich darüber. Dabei nahm die Finanzierungssicherheit für die untere Herkunftsgruppe ab, für die obere blieb sie stabil. Der „Bildungstrichter“, der bislang die Chancen von Nichtakademikerkindern beim Hochschulzugang aufzeigte, ist nicht mehr Bestandteil des Berichtes. Als Grund wurde genannt, dass er auch Daten jenseits der Sozialerhebung nutzte und der Bericht zu lang gewesen sei. Das DZHW kündigte auf Nachfrage dazu eine Sonderveröffentlichung an, konnte aber noch keinen Termin nennen.

Weitere Informationen: www.sozialerhebung.de

Welche Chancen haben Nichtakademikerkinder im deutschen Hochschulsystem?

Wie stark über die Bildungschancen an den Hochschulen immer noch die familiäre Herkunft entscheidet, das zeigen vorab in der ZEIT veröffentlichte Ergebnisse einer Analyse im Rahmen des jährlichen Hochschul-Bildungs-Report von Stifterverband und McKinsey, der im Herbst erscheinen wird. Demnach beginnen von 100 Kindern mit mindestens einem studierten Elternteil 74 ein Studium, von denen 63 einen Bachelor- Abschluss machen, 45 noch einen Master dranhängen und zehn eine Promotion absolvieren. Von 100 Kindern, deren Eltern keine Universität oder Fachhochschule besucht haben, beginnen nur 21 ein Studium, schaffen 15 einen Bachelor, absolvieren acht einen Master - und nur eine Person erlangt den Doktorgrad. So kommt es, dass letztlich von 100 Akademiker-Kindern zehn den Doktortitel erhalten, von 100 Nichtakademiker-Kindern dagegen nur eines. Ein Blog hierzu vertritt die These, dass das Augenmerk in Deutschland bislang offenbar zu sehr auf der Schwelle zum Hochschulzugang lag.

Weitere Informationen: http://hochschulbildungsreport2020.de

Studienabbruchstudie: Unis und FH nähern sich an

Ein zentrales Ergebnis der DZHW-Studie zu Abbruchquoten ist, dass sich Unis und FH annähern: An Unis ist die Quote innerhalb von wenigen Jahren von 35 auf 32 Prozent gesunken, an FH von 19 auf 27 Prozent gestiegen. Die Hauptursachen unterscheiden sich deutlich nach Bildungsherkunft: Von den Studienabbrechern, die ihr Studium vor allem aufgrund beruflicher Alternativen und persönlicher Gründe aufgegeben haben, kommt die Hälfte aus Akademikerfamilien. Das Abbruchmotiv der finanziellen Situation ist dagegen durch Studienabbrecher ohne Akademikereltern geprägt: 72 Prozent der Studienabbrecher aus diesem Grund haben keinen akademischen Hintergrund. Unter den Abbrechern sind mit insgesamt über der Hälfte überproportional viele Nichtakademikerkinder. Eine zusätzliche Teilstudie der Mercator–Stiftung ergab, dass auch die Studienabbruchquote von Bildungsinländern mit 43 Prozent im Bachelorstudium überdurchschnittlich ist und sich auch hier die Ursachen unterscheiden. Die Mercator-Studie gibt außerdem Handlungsempfehlungen zur Prävention von Studienabbruch. Auch Anreizsysteme könnten hierzu beitragen.

Verfassungsrechtler diskutiert Verfassungsgerichtsurteil zur Professorenmehrheit kritisch

Die Open-Access-Zeitschrift „Ordnung der Wissenschaft“ veröffentlichte kürzlich unter dem Titel „Wissenschaftsfreiheit und Organisation. Die ´Hochschullehrermehrheit´ im Grundrechtsverständnis der autonomen Universität“ einen Beitrag des Verfassungsrechtlers und ehemaligen Rektors u.a. der Universität Duisburg-Essen, Lothar Zechlin. Darin diskutiert er das Verfassungsgerichtsurteil zur Professorenmehrheit in Baden-Württemberg kritisch. Dies wird „mit der Art und Weise erklärt, in der die Rechtsprechung zur Wissenschaftsfreiheit ein für Hochschulen charakteristisches Spannungsverhältnis zwischen Organisation und Person zu erfassen versucht“. Zechlin wirft u.a. auch die Frage auf, warum das Verfassungsgericht in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Definitionen von Wissenschaftlern zugrunde legt und inwieweit dies sachangemessen sei.

Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie als Wettbewerbsvorteil von Wissenschaftseinrichtungen?

Aufgrund eines sich verstärkenden Wettbewerbs um die besten (Nachwuchs-)Forschenden – auch mit in Forschung und Entwicklung aktiven Unternehmen der Privatwirtschaft – erhält das Thema Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie in Deutschland zunehmende wissenschaftspolitische Relevanz. Vor diesem Hintergrund ist bemerkenswert, dass Schwierigkeiten mit der Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie bei Nachwuchsforschenden eine deutlich stärkere Rolle als Grund für einen angestrebten Wechsel in die Wirtschaft spielt als noch vor einigen Jahren. Ein kürzlich in den Beiträgen zur Hochschulforschung veröffentlichter Beitrag stellt eine „Bestandsaufnahme aus Sicht von Hochschulen und Nachwuchsforschenden“ vor, und ordnet die Ergebnisse zur Vereinbarkeit in der Wissenschaft insbesondere auch zu ähnlichen aus der Privatwirtschaft bzw. Deutschland insgesamt vorliegenden Ergebnissen ein.

Jahrestagung der Personalentwickler an Universitäten

Das bundesweite Netzwerk für Personalentwicklung an Universitäten (UniNetzPE) will die Personalentwicklung an Universitäten professionalisieren. Auf dem Programm der diesjährigen Jahrestagung am 18. September in Mainz stehen Impulsvorträge zum Einfluss sozialer Technologien auf Führung und Organisation und zu Anreizmodellen für das Personal in Verwaltung, Wissenschaftsmanagement und Technik. Referenten sind u.a. Prof. Dr. Roland Deiser, Direktor des Center for the Future of Organization at Drucker School of Management, sowie Heidemarie Pichler, Leiterin der Personalentwicklung der Technische Universität Wien. Anschließend besteht die Möglichkeit, in Arbeitsgruppen zu aktuellen Themen der Personalentwicklung zu arbeiten. Die interaktive Diskussionsrunde „Praxis trifft Politik“ legt dieses Jahr ihren Fokus auf das Thema „Zwischen Change Management und wechselnden hochschulpolitischen Rahmenbedingungen: Wie kann Personalentwicklung mit Veränderungen umgehen?“.

Weitere Informationen: http://uninetzpe.de/aktuelles/netzwerk-tagungen

Was macht Universitäten „strategiefähig“? Ein Kommentar von Achim Wiesner

Wir sollen uns an den starken Universitätspräsidenten aus den USA und der Schweiz orientieren, lautete die Losung aus der Imboden-Kommission. Das passt nicht zu unserer kollegialen Kultur, schallte es zurück, obwohl es damit eingestandenermaßen auch nicht so gut klappt.

Wenn wir an den klassischen Governance-Mix eines nationalen Hochschulsystems denken, fallen damit zwei Varianten weg: „hierarchische Leitungsentscheidungen“ und „akademische Selbstverwaltung“. „Staatliche Regulierung“ zum Erzwingen von universitärer Strategie ist schon logisch ausgeschlossen. Es bleiben also „externe Zielsteuerung“ und „marktförmiger Wettbewerb“ als Hebel für die Politik, um den Universitäten die ersehnte Strategiefähigkeit nahezubringen.

In Deutschland machen Bund und Länder letzteres und entwerfen seit Jahren eine „Teil-Strategie“ nach der anderen für immer neue, politisch gestaltete Wettbewerbe: für Lehre, Forschung, Transfer, Karrierewege, Internationalisierung, Gleichstellung und noch einiges mehr. So formt das Governance-Element „Wettbewerb“ eine strategische Denk- und Handlungsweise der Universitäten aus: Strategie als Lose-Blatt-Sammlung.

In Österreich geht man auch national den Weg der „externen Zielsteuerung“. Dort erstellen alle Universitäten alle sechs Jahre einen umfangreichen Entwicklungsplan und schließen alle drei Jahre eine nicht minder detaillierte Leistungsvereinbarung mit dem zuständigen Bundesministerium. Sie umfasst alle „Teil-Strategien“ und viel Alltagsgeschäft und wird vom österreichischen Wissenschaftsrat bewertet ­– ohne unmittelbare finanzielle Folgen, aber für alle auch in den kritischen Urteilen nachlesbar.

Was passt besser zum Organisationstyp Universität, was bringt sie wirklich voran: ein inhaltlich vorgegebener Strategie-Happen nach dem anderen, unverbunden, aber sauber ausgearbeitet? Oder die große Gesamtschau der Strategie auf einen Schlag, unter Beteiligung aller, und im Zweifelsfall eher oberflächlich?

Vielleicht gehen die Niederlande einen klugen dritten Weg. Dort fängt Strategiefähigkeit mit der „Freiheit in Form und Inhalt“ an. Für vierjährige Leistungsvereinbarungen wird ein Profildokument von den Universitäten erwartet: maximal 40 Seiten, keine Vorgaben außer vier großen Themenblöcken. Klingt nach Strategie.

 

Veranstaltungen und Termine

19. Juli 2017, 18:00 Uhr
Sommerfest der Regionalgruppe Rheinland mit Stadtführung sowie Kölsch und halvem Hahn am Rhein.
Kontakt: valerie.heinen@gmx.de

10. August 2017, 16:00-18.30 Uhr
Hausbesuch der Regionalgruppe Ruhr bei der Brabender GmbH & Co. KG in Duisburg.
Kontakt: solveig.randhahn@uni-due.de

5. September 2017, 18:00 Uhr
Kompetenz-Stammtisch der Regionalgruppe Nord mit Impuls und Diskusison zum Thema „Wie spricht man über Geld?“ in der Kantine des Schauspielhauses Hamburg.
Kontakt: larmann@hsu-hh.de

14. September 2017
Fachgespräch der Regionalgruppe Berlin/Brandenburg „Private Hochschule“,  Ort wird noch bekanntgegeben
Kontakt: anne.jordan@einsteinfoundation.de

20. September 2017, 18:30 Uhr
Treffen der Regionalgruppe München (Ort wird noch bekanntgegeben)
Kontakt: sylvia.kortuem@ip.mpg.de

21./22. September 2017
Study Visit des Arbeitskreises Studium und Lehre an der Bauhaus-Universität Weimar zum Thema Studiengangentwicklung.
Weitere Informationen: Study Visit Bauhaus-Universität Weimar.

12. Oktober 2017
Treffen der Regionalgruppe Berlin/Brandenburg mit der Helmholtz-Akademie, Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft Berlin
Kontakt: anne.jordan@einsteinfoundation.de

23. November 2017, 17:00 Uhr
Hausbesuch der Regionalgruppe Nord beim MPI für Meteorologie zum Thema: „Wie tickt die Max-Planck-Gesellschaft?“. Anschließend gemeinsamer Restaurantbesuch.
Kontakt: wiebke.schubotz@posteo.de

29./30. November
Jahrestagung, Site Visits und Mitgliederversammlung des Netzwerks Wissenschaftsmanagement mit dem „Markt der Möglichkeiten“, am Wissenschaftszentrum Bonn.
Weitere Informationen: https://www.netzwerk-wissenschaftsmanagement.de/jahrestagung-2017.html.

14. Dezember 2017
Offenes Treffen der Regionalgruppe Berlin/Brandenburg, Ort wird noch bekanntgegeben
Kontakt: anne.jordan@einsteinfoundation.de

 

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Redaktion: Thomas Pieper, André Lottmann